Der plötzliche Tod seiner Schwägerin krempelt das Leben des Protagonisten Aldo Ricci radikal um: Aus dem Heimatdorf im Veneto zieht er in die Provinzstadt Bozen, wo er seinem Bruder bei der Hausarbeit und mit den Kindern helfen soll. Die Anlaufschwierigkeiten, die Aldo in der von Spannungen gezeichneten Stadt hat, lassen erst nach, als er Rückhalt in homosexuellen Treffs findet. Als der Bruder davon erfährt, entstehen jedoch Streitigkeiten, die schließlich zum Bruch führen. Aldo zieht zu seinem schwulen Bekannten Theo Linn und erkennt in ihm den Mann, mit dem er sein Leben verbringen möchte. Trotz der großen Unterschiede zwischen ihnen und einem diskriminierenden Umfeld finden die beiden Männer schließlich zueinander und bewegen sich in deutschen und italienischen Kreisen gleichermaßen. Die Homosexualität bleibt jedoch, vor allem für Theo, ein ständiges Versteckspiel, ob vor Verwandten oder vor Arbeitskollegen, und die Geheimniskrämerei verfolgt das Paar bis ins hohe Alter.
Rezensionen:
Ausgehend vom literarischen Programm der frühen Gedichte, die „Dokumente einer geschundenen Zeit“ sind und die nach „Wahrheit“ dürstet, ist Konrad Rabensteiner auch in seinen beiden Romanen „Der Befall“ (2007) und „Aldo Ricci“ (2010) seinem literarischen Credo einer ständigen Wahrheitssuche treu geblieben.
Neue Südtiroler Tageszeitung
In seinen überaus detaillierten und genau erzählten Romanen zeichnet er nicht nur das wechselvolle Schicksal seiner Protagonisten nach reellen Vorlagen seines eigenen Lebens nach, sonder es gelingt ihm auch, seine behutsame Annäherung an die Geschichte unserer Heimat in den sechziger und siebziger Jahren bis heute nachprüfbar zu machen.
Dolomiten, Ferruccio delle Cave
Auch in seinem zweiten Roman geht es Konrad Rabensteiner um die Erforschung von Schattenphänomenen, um deren Definition, um die Erkundung ihres Wesens und ihrer Wirkung. Er gestaltet dies in komplexer und faszinierender Weise auf drei Ebenen: auf der individuell-persönlichen seiner Hauptfigur Aldo Ricci, auf einer kollektiven und auf der literarischen.
Brenner-Archiv, Eleonore de Felip
Rabensteiner erinnert an die großen AutorInnen des 19. Jahrhunderts. Es ist schon sehr mutig, sich so konsequent gegen den literarischen Zeitgeist zu stellen, wie es Konrad Rabesteiner in seinem Roman tut. Nebenbei erfährt man viel über das Leben in Südtirol, die Brüche zwischen Italienisch- und Deutschsprachigen und überhaupt einiges über (schwule) Zeitgeschichte.
Martin Weber, LAMBDA Nachrichen
Technische Daten
- 13 x 21 cm | 632 Seiten
- Konrad Rabensteiner
- Hardcover mit Schutzumschlag