Traurige Vergnügungen ist eine Sammlung von Miniaturen, die der literarischen Gattung der „kaputten Erzählung“ zuzuordnen sind.
Will man eine kaputte Erzählung schaffen, besorgt man sich eine intakte, steigt in den siebten Stock hinauf und wirft sie zur Dachluke hinaus, geht auf die Straße hinunter und liest die Stücke wieder auf. Die in der Mitte auseinandergebrochenen Stücke schmeißt man weg; man behält nur die wiedererkennbaren Teile, die an den Rändern geglättet und ohne erkennbare Logik zusammengeklebt werden.

„[…] Nach Jahren prekärer Arbeitsverhältnisse hat Enzo eine Festanstellung: Er arbeitet in einem zweitürigen, an der Kirchturmfassade hängenden Schrank. Seine Arbeit ähnelt der des Holzvögelchens, das aus der Kuckucksuhr herauskommt, ist aber viel komplizierter: Zu jeder vollen Stunde öffnet sich quietschend eine Tür der Garderobe; dann erscheint Enzo, in eine große, an die Wand des Schranks genagelte Makrelendose eingezwängt.
[…]
In der Zeitung steht, Enzo verkörpere den Niedergang des tragischen Stils. Zwischen den Zeilen kann man herauslesen, dass der Schrank nicht gut an der Wand befestigt ist: Bei Wind gerät er beängstigend ins Schaukeln. Genau genommen wankt selbst der Kirchturm ein wenig.“

Aus dem Italienischen von Dominikus Andergassen und Walter Kögler
unter Mitarbeit von Delia Angiolini